Steinschrotgang

Das Getreide wird vom Sack in den Schütttrichter geleert, der über den Mahlsteinen steht und über eine kleine Trittleiter zu erreichen ist.

Unter der unteren Trichteröffnung ist der Rüttelschuh angebracht, ein flacher Holzkasten mit Ausflussloch, der mit drei Lederriemen an einem gusseisernen Gestell leicht schräg aufgehängt ist. Der Rüttelschuh wird durch den eisernen Rührnagel in rhythmische Hin- und Herbewegung versetzt. Der Rührnagel ist am unteren Ende fest mit dem Läuferstein verbunden, am oberen Ende hat er eine knaufartige Verdickung mit Längsrillen. Diese Verdickung greift in ein hölzernes Gegenstück, das am Rüttelschuh befestigt ist. So wird die Drehbewegung des Läufers in die Rüttelbewegung des Rüttelschuhes umgesetzt. Über ein Holz- Zahnrad mit hölzerner Rückholfeder wird ein Lederriemen in der Spannung und damit der Schlag des Rüttelschuhs eingestellt.

Über den Rüttelschuh rutscht das Getreide durch die Mittelöffnung des Läufersteins zwischen die Mahlsteine, wird zerrieben und wandert - auf Grund der Zentrifugalkraft - nach außen, bis es am Auslauf herausrieselt.

Boden- und Läuferstein bestehen aus Kunststein („Naxos-Schmirgel“) und werden je von einem flachzylindrischen Gehäuse („Zarge“) umschlossen. Der Bodenstein ruht fest und unbeweglich auf einem eisernen Gestell im Fußboden. Die Drehbewegung des Läufers wird hervorgerufen durch das Mühleisen, einer senkrecht stehenden Eisenstange, deren oberes Ende durch eine zweiflügelige Balancierhaue mit dem Läufer fest verbunden ist. An seinem unteren Ende läuft das Mühleisen in einem Zapfen aus, der sich in der eisernen Pfanne auf dem Sockel im Erdgeschoss der Mühle dreht. Darüber sitzt auf dem Mühleisen ein horizontal liegendes Kegelrad, dessen Kämme in ein zweites, senkrecht stehendes Kegelrad eingreifen (Zahnradwinkelübersetzung). Dieses Kegelrad sitzt auf einer Welle, an deren anderem Ende die Transmissionsscheibe befestigt ist. Über einen Riemen und weiteres Zahnradübersetzungen erfolgt der Antrieb vom Wasserrad.

Der Abstand der Mahlsteine zueinander wird durch den Aufhilf reguliert. Der Aufhilf ist ein mit der Pfanne, und dadurch über das Mühleisen mit dem Läufer verbundener Eisenhebel, dessen anderes Ende in einer Öse mit Innengewinde ausläuft. Durch diese Öse wird eine senkrecht stehende Eisenstange mit Gewinde geführt. Die Eisenstange führt durch die Decke ins 1. OG, wo sie mit Hilfe eines Handrades gedreht werden kann. Bedient man das Handrad, wird also der Läufer gehoben oder gesenkt.

Die in den Läuferstein eingelassene Balancierhaue hat - im Gegensatz früher üblichen festen Haue mit drei Armen - zwei Flügel. Die Balancierhaue ermöglicht als eine Art Kugelgelenk die Beweglichkeit des Steines um seine Vertikalachse in allen Ebenen.

In die Mahlflächen der Steine wurden mit der Pille radial bogenförmige Luftfurchen eingeschlagen, die zur Kühlung des Mahlgutes dienen, zugleich wurden Kanten daran geschlagen, die das Getreidekorn aufschneiden. Seitlich am Läufer sind Löcher für die Klauen des Kranes, mit dessen Hilfe der Läufer aufgehoben und zur Seite geschwenkt werden kann (zum Schärfen).

Die zum Steinschrotgang gehörende Gosse hat bereits ein gusseisernes Gestell.

Inventarnr.
179
Bereich
Frühindustrie
Komplex
Mühle
Datierung
1913
Materialien
Holz, Metall, Kunststein, Leder
Standort
Dauerausstellung › Mühle › OG 1